Es müssen nicht immer große Städte sein, auch kleinere Orte und Landgemeinden haben oft eine reichhaltige Geschichte, wie zum Beispiel Burkhards, eine Landgemeinde im Vogelsberg, die im stillen Tal der Nidder liegt. Die erste urkundliche Erwähnung dieser Landgemeinde, die heute etwa 500 Einwohner zählt, findet sich in der lateinischen Handschrift vom Jahr 1020, deren Text besagt: "Die Kirche zu Crainfeld wird mit einer Hube zu >Borchartesrode< begabt. "Eine Hube war ein Bauerngut. Der Ortsname weist auf einen Grafen Borchart (Burkhard) hin; ein solcher war bereits im Jahr 817 Gaugraf der Wetterau. Die Endsilbe >rode< bedeutet, dass immer erst gerodet wurde, um Platz für eine Siedlung zu bekommen. Schon vor 1020 scheint Burkhards in einer undatierten Urkunde, die im Zeitraum vom 8.-10. Jahrhundert (vielleicht auch etwas später) liegt, erwähnt zu werden. Es handelt sich hier um "Bona in Burchartes", die unter den in Summarien des fuldaischen Mönchs Eberhard enthaltenen Schenkungen an das Kloster Fulda genannt werden. Genaueres kann aber nicht nachvollzogen werden bzw. ist nicht urkundlich datiert.
Burkhards entwickelte sich infolge seiner günstigen Lage sehr gut. Zuerst zum Gericht Crainfeld gehörend, bekam es im Jahr 1311 als >Burckartz< ein eigenes Gericht. Im Staatsarchiv in Darmstadt befindet sich das "Salbuch" des Gerichts. Man kann ein Salbuch auch als Vorgänger des heutigen Grundbuchs bezeichnen, aber die Eintragungen damals enthielten keine Flur- und Größenbezeichnungen. Dieses umfangreiche Salbuch hat über 1500 Seiten, ist in Schweinsleder gebunden und fast vollständig lesbar. Es wurde im Jahr 1555 vom Gerichtsobmann Melchior von Jossa (Joiß) später Schultheiß des Gerichts Burkhards, den Rentnermeistern Reinhard Abel (Nidda) und Merckbach (Grünberg) angelegt und gewissenhaft weitergeführt. Besonders aufschlussreich sind die bei jedem Ort angegebenen Einwohnerverzeichnisse. So enthält Burkhards Namen von etwa 100 salischen und genau so vielen nichtsalischen Gütern; rechnet man hierzu die Einwohner ohne Grundbesitz, die Handwerker und die vielen Gerichtsbeamten, dann war Burkhards mit etwa 1000 Einwohnern bei der damaligen dünnen Besiedlung Deutschlands schon eine Stadt von Bedeutung.
In dem Einwohnerverzeichnis des Salbuches finden wir deutlich lesbar Namen, die heute noch in Burkhards und Umgebung vorkommen, z.B. Appel, Bussen, Gambach, Haas, Josten usw. Hier ist zu erwähnen, dass Burkhards ein eigenes Wappen hatte, welches ein weißer Löwe im grünen Feld darstellt. Wie bereits bekannt, bekam Burkhards im Jahr 1311 ein eigenes Gericht. Die Täler der Eichel und der oberen Nidder bilden das Gebiet des Gerichtes Burkhards, das in beiden sich bis auf die Passhöhe des Vogelsberges erstreckt. Zum Gericht gehörten eine ganze Reihe von Dörfern: + Staffelsau und + Volkmarshausen im Tale des unterhalb von Schotten in die Nidda mündende Leunsbaches; Aygelsassen (Eichelsachsen), Wingershausen, Escherode (Eschenrod), Bußenborn (Busenborn), und Breungeshain im Tale der Eichel; das + Eckarts im Tale des kleinen, zur Eichel gehenden Eckartsbaches - und schließlich die Dörfer des oberen Niddertales: Burkartz (Burkhards), Kaulstoß, Sichenhausen (das früher Enkhards hieß und eine Stätte genossenschaftlicher Eisenverhütung war) + Alt- Sichenhausen, Hirchenhain (Herchenhain) und Hardtmeßhain (Hartmannshain) und + Winnoltsfelth ( + gekennzeichnete Orte sind ganz verschwunden) .
Von allen genannten Orten wurde Burkhards am frühesten urkundlich erwähnt. Auf einer Karte von Hessen, die die Verhältnisse vom 8.-12. Jahrhundert schildert, ist er als einziger von ihnen unter dem Namen Burchartes verzeichnet. Auch von zwei Burgen innerhalb des Gerichtes Burkhards wissen wir, die offensichtlich zum Schutz der Passübergänge auf den Höhen des Vogelsberges bestimmt waren. Burkhards war anfänglich noch keine geschlossene Siedlung, sondern setzte sich aus Einzelhöfen zusammen, es bildete das "Territorium in Nithorne" (Nithorne - die Nidder). Das zu Burkhards gehörige Filialdorf Kaulstoß taucht erst viel später unter dem Namen >Kaulstoiß< in einer undatierten Urkunde aus dem 14. Jahrhundert auf.
Schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts sind die Grafen von Ziegenhain im Gericht Burkhards begütert: Ziegenhain besaß auch die Vogtei im Gericht Burkhards. Mit einer Nachricht aus dem Jahre 1489 erfahren wir, dass das Gericht Burkhards nunmehr endgültig zu Hessen gehört. Das Gericht hat ebenso wie die anderen hessischen Ämter Truppen zum flandrischen Krieg des Kaisers Max zu stellen. Das Gebiet des früheren Gerichts Burkhards schließt östlich an das ehemalige Amt Schotten an. Trotz seiner großen räumlichen Nähe - mit den Gemarkungen Wingershausen und Eschenrod grenzt es unmittelbar an die Gemarkung Schotten an - hat es nie zum Amt Schotten gehört. Es ist ebenso wie das nördlich anschließende, außerhalb des Kreises Büdingen liegende Gericht Crainfeld altfuldischer Besitz gewesen und hat mit diesen- beide Gerichte werden im Mittelalter häufig als die Gerichte "uff dem walt" bezeichnet- jahrhundertelang das gleiche Schicksal gehabt.
Die beiden Gerichte "uff dem walt", Burkhards und Crainfeld, zeigen ebenso, wie das Amt Stornfels eine auffällige Anlehnung an einen bedeutenden, im frühen Mittelalter besonders wichtigen Straßenzug. Es war dies die rechte Niddertraße und insbesondere deren südlicher Arm, der die beiden Gerichtsorte Burkhards und Crainfeld durchzog. Die große Bedeutung dieser Straße als wichtigste Verbindung zwischen Mainz und Fulda erhält für das Mittelalter u. a. daraus, dass auf ihr im Juli 754 die Leiche des hl. Bonifatius von Mainz nach Fulda gebracht wurde, um dort beigesetzt zu werden. Dieser Leichenzug hat damals an der Südgrenze des Gerichts Burkhards Mittagsrast gehalten. Diese Stelle unterhalb Burkhards ist noch heute kenntlich durch die Mauerreste einer romanischen Kapelle (Marcellinuskapelle oder "Stumpfe Kirche" bzw. "Ahle Kirche" genannt), die Kammerdirektor Th. Müller 1931 ausgrub. Das Gelände um diese Kapelle heißt in Urkunden "Heistolfs Eigen". Es war ein abgabenfreies Eigengut, das dem Fuldaer Prespyter und Notar Heistolf gehörte. In diesen Manne haben wir den Erbauer dieser ersten kleinen Kapelle an dieser Stelle zu sehen, die er um 830 aus Holz erbaut haben dürfte. Dem Holzbau folgte irgendwann die aus massivem Mauerwerk erbaute Kapelle, deren Überreste wir heute noch sehen.
Etwa im 14. Jahrhundert wurde die Kirche auf dem Burkhardser Friedhof außerhalb des Dorfes auf einer Anhöhe erbaut, jedoch im Jahre 1754 wegen Baufälligkeit wieder abgebrochen. Von dieser Kirche ist nur noch die schöne Barockkanzel erhalten geblieben. Sie wurde in der jetzigen Kirche, die mitten im Ort steht, wieder eingebaut. Die heutige Kirche trägt über dem Eingang über einem gut erhaltenen Wappen die Jahreszahl 1757. Auf der Nordseite ist hoch oben im Mauerwerk der Kopf eines heiligen Bildnisses zu sehen, der "Helg", d.h. der Heilige. Dieser wurde 1973 im Rahmen einer Renovierung leider mit Fassadenfarbe zugetüncht, ist aber bei der letzten Sanierung 1995 wieder freigelegt worden. Eine uralte Sage ist vom "Helg zu Burkhards" überliefert. Nach Erbauung der neuen Kirche wollte man den "Helg" vom Kirchberge holen und in die Mauern des neuen Gotteshauses einsetzen. In jeder Nacht aber ward das Bild von unsichtbaren Händen weggetan, und man sah es morgens wieder am gewohnten Platze. Man mochte es dort noch so oft wegholen, immer war es morgens wieder daselbst, so dass man wohl einsah, dem Heiligen gefiele der frühere Wohnort besser als der ihm jetzt zugedachte. Um ihn jedoch der neuen Kirche mit seinem Segen zu erhalten und an dieselbe zu fesseln, gelobten die Einwohner von Burkhards aus freien Willen einen jährlichen Zehnten an Hafer zu geben zu Gottes Ehr und des Pfaffen Genieß. Darauf verblieb ihrer Kirche das Heiligenbild und kehrte nicht mehr zurück.
1618 begann der Dreißigjährige Krieg. Einzelheiten über die Geschehnisse im Dreißigjährigen Krieg berichten die Kriegsakten im Darmstädter Staatsarchiv. Die ersten vier Jahre des Dreißigjährigen Krieges waren vorübergegangen, ohne das etwas im Vogelsberg davon zu merken gewesen wäre. Doch 1622 wurde es anders, als am 1. Juli Herzog Christian von Braunschweig, der "tolle Christian", wie er genannt wurde, durch den Vogelsberg zog, um den Winterkönig Friedrich V. von der Pfalz zu unterstützen. Zu dieser Zeit regierte in Hessen Landgraf Ludwig V. Er hatte die Absicht, neutral zu bleiben um seinem Land das Kriegselend zu ersparen. Herzog Christian, der hierin Verrat an der evangelischen Sache sah, fiel über Hessen her und seine Soldaten hausten hier wie "tobende Hunde und vermenschlichte lebendige Teufel". Aus jedem Dorf wurden Pferde, Rinder, Schweine und Schafe herdenweise fortgetrieben. In Burkhards wurden 33 Stück Vieh geraubt. Was sie an Geld, Wein, Frucht, Hausrat, Kleidern und Leinwand fanden wurde mitgenommen. Weiter gibt die Kirchenrechnung dieses Jahres an, dass die Braunschweiger (Herzog Christian´s Truppen) die Fenster der Kirche eingeschlagen hätten. Brände wurden gelegt. So wurde Burkhards beim Abzug an 4 Ecken angezündet, wobei etwa 40 Gebäude abbrannten. Die Bevölkerung wurde aufs Grausamste misshandelt. Der Schaden, der an diesem einen Tag entstanden war, belief sich im Gericht Burkhards auf 81000 Gulden. Die folgenden Jahre verliefen wieder ruhig. Erst 1634 verlegte sich nach der Schlacht von Nördlingen der Kriegsschauplatz wieder nach Hessen, als die geschlagenen Truppen, von den Kaiserlichen verfolgt, ihren Rückzug nach Mainz antraten. Der Krieg war jetzt nur noch ein "Raubkrieg" zu nennen. Ende Februar 1635 wurden Burkhards, Kaulstoß und das nahe gelegene Sichenhausen von kaiserlichen Truppen angegriffen. Rund 1000 Reiter waren die Angreifer, die sieben Stürme versuchten, aber immer wieder abgewiesen wurden. Nur gelang es ihnen 7 Mühlen zu verbrennen und die Schweineherde von Sichenhausen zu vertreiben. Um diese Zeit berichtet der Kriegskommisar Gall von Gallenstein an den Landgrafen, dass täglich plündernde Rotten im Burkhardser Grund zu finden wären. Darauf bekamen etliche Orte Schutzwachen. Die Schutzwachen erfüllten aber ihren Zweck gar nicht, sondern im Gegenteil, drangsalierten selber die Bevölkerung; es kam sogar zu Misshandlungen der Schutzbefohlenen. Zu dieser Zeit wurde Burkhards von kaiserlichen Truppen überfallen und vollkommen verbrannt, insgesamt 300 Gebäude; auch einige kranke Leute, Erwachsene und Kinder verbrannten mit. Kaulstoß wurde ganz ausgeplündert, das Vieh weggetrieben und 3 Gebäude abgebrannt. Die Leute, die aus den Nachbardörfern zu Hilfe eilten, wurden niedergemetzelt. Dieses entsetzliche Unglück wurde noch durch das Auftreten der Pest vermehrt, die im Jahre 1635 in Oberhessen wütete. Ganze Familien starben in kürzester Frist aus. Im Darmstädter Staatsarchiv geben die Akten als Bewohner von Burkhards im Jahre 1634 noch 108 Mann an (wohl Männer gemeint), 1635 nur noch 24. In Kaulstoß sind es 1634 noch 40, 1635 nur noch 17 Mann. Die Verluste sind entsetzlich.
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges setzten für die Bevölkerung wieder ruhigere Zeiten ein, und der Wiederaufbau wurde mit Macht betrieben. Erstaunlich ist es, dass allerdings eine undatierte Statistik, die aber mit großer Wahrscheinlichkeit zum Jahre 1669 gehört, als Einwohner von Burkhards schon wieder 367 nennt und von Kaulstoß 149. Viele der Geflohenen dürften wohl wieder zurückgegehrt sein, und zahlreiche neue Ansiedler müssen sich eingefunden haben. Aber schon 1690 trifft beide Orte neues Unglück. Die "rote Ruhr" war im Vogelsberg eingedrungen. Zunächst tritt sie nur in Burkhards auf. Vom 17.8. bis 23.9.1693 fallen ihr dort 16 Personen, zumeist Kinder, zum Opfer. Drei Jahre später, herrscht die Krankheit auch in Kaulstoß. Hier starben vom 21.8. bis 6.9.1693 10 Personen. In den folgenden Zeiten herrschte mehr Ruhe und Ordnung, und die Bevölkerung der Vogelsberger Ortschaften kann die Schäden langsam wieder ausgleichen, bis durch den Siebenjährigen Krieg (1756- 1763) neue Verarmung entsteht. "Die Gemeinden Burkhards und Kaulstoß sind durch den Krieg verarmt und 1762 unbeschreiblich grausam beim Fouragieren behandelt worden. Zunächst sind es die Franzosen, die hohe Abgaben verlangen an Heu, Stroh, Weizen, Korn, Gerste usw. 1762 erhielten die Verbündeten Befehl des Amtes oder Gerichtes erfolgen. Vorübergehend hatte sich der Kriegsschauplatz im Sommer 1762 in bedenkliche Nähe der Vogelsberger Dörfer verschoben. Weiter erfahren wir vom 1. Koalitionskrieg (1792-1797): "Nachdem der französische Obergeneral Jourdan bei Würzburg von Erzherzog Karl besiegt war, trat er den Rückzug an und erreichte am 7.9.1796 unsere Gegend, Birstein und Nidda". Innerhalb von 24 Stunden verlangten die Franzosen vom Amt Nidda: 40000 Rationen Brot (je 1 Pfund), 100 Stück Ochsen, 800 Pinten (1P= etwa 1 Liter) Branntwein, 50 Transportwagen und was sie sonst so brauchten an Hafer, Heu und Stroh, Fleisch, Wein. Es war unmöglich, dies alles in so kurzer Zeit aus den umliegenden Dörfern herbeizuschaffen; so wurden die Orte der Umgebung auf eigene Faust ausgeplündert. 1797 lagen mehrmals die Österreichischen Grafen Blankensteinischen Husaren in Sichenhausen im Quartier. Im selben Jahr mussten auch die Abgaben an durchziehende Tiroler Scharfschützen geleistet werden. 1813 mussten an die Alliierten große Beträge für Fuhrlöhne gezahlt werden und dann weiter für preußische Jäger und russische Dragoner. So ging es weiter. Eine Abgabe löste die andere ab. 1826/27 werden noch 6 Mühlen in der Gemarkung Burkhards angegeben. Die Hauges- Mühle, die Bussges- Mühle, die Unterste- Mühle, die Grothe- Mühle, die Schäfers- Mühle und die Zangenmühle (Mittels-Mühle). Besonders in den vierziger Jahren ist die Not groß. Der Branntwein wird als Trost gesucht, und es wird verständlicher, dass der Branntweingenuss in diesen Jahren zunimmt. Auch die Burkhardser Chronik berichtet im 19. Jahrhundert von verschiedenen "Trunkenbolden", an die in der ganzen Umgebung verkauft werden durfte, und es ist erstaunlich, dass in dem kleinen Ort zu dieser Zeit 8 Wirtshäuser ihr Geschäft betreibe konnten, wogegen es jetzt nur noch zwei sind. Außer denjenigen, die eigentliche Gastwirtschaften "zum Beherbergen" besaßen, gab es noch etliche, die Wein, Bier, Obst- und Branntwein nebenbei verzapften. Zwangsversteigerungen von Hofreiten kommen vor. Auch ein Pfandbuch von 1853 bis 1877 gibt ein trauriges Bild der damaligen Verhältnisse; einmal wird sämtliches Stroh, Heu, aller Hausrat gepfändet, ein andermal Kühe, Kälber, die ganze Kornernte und so geht es weiter. Viele zogen nach Amerika, um dort ihr Glück zu versuchen. Manchen von ihnen musste die Gemeinde das Geld zur Überfahrt zur Verfügung stellen, worüber man noch Eintragungen in alten Rechnungsbüchern findet. Tatsächlich gelang es auch vielen von den Auswanderern, dort festen Fuß zu fassen und sich Verdienstmöglichkeiten zu schaffen. Leider bestehen keine genauen Aufzeichnungen über die Abwanderung nach Amerika. Die Hofreiten, der in Amerika Gebliebenen und wohl auch sonst Abgewanderten wurden teilweise verkauft, teilweise verfielen sie auch. 1831 gab es in Burkhards noch 132 Wohnhäuser, 1870 nur noch 110 und 1893 nur noch 96. Der deutschfranzösische Krieg 1870/71 erschütterte das Gemeindeleben nur wenig. Die beiden Weltkriege dagegen brachten Burkhards im Verhältnis zu der Einwohnerzahl sehr große Verluste an Menschenleben. Von Burkhards fielen oder starben infolge von Verletzungen im ersten Weltkrieg 1914-1918 insgesamt 24 Männer, im zweiten Weltkrieg 1939-1945 insgesamt 31 Männer. 1927 schreibt der damalige Bürgermeister und Landwirt von Burkhards Wilhelm Kunkel: "Was den Fortschritt und die Technik anbelangt, so geht dieses mit Riesenschritten vorwärts. Autos und Motoräder sind keine Seltenheit mehr und zur Zeit fliegen Leute mit Luftschiffen namens Lindberg über die großen Meere, über den stillen Ozean, von New York nach Paris."
1932 wurde der Landwirt Theodor Balser zum neuen Bürgermeister gewählt. Er leitet die Geschicke der Gemeinde bis zum 25. Mai 1945. In seine Amtszeit fiel der unselige Krieg mit all seinen Begleiterscheinungen, wie Lebensmittelkarten, Bezugsscheine für alle Bedarfsartikel, die vertriebenen Deutsche aus den Ostgebieten mussten in vorhandenen Häusern untergebracht werden, usw. Auf Grund seiner Zugehörigkeit zur Partei Hitlers musste Theodor Balser im Jahre 1945 sein Amt als Bürgermeister niederlegen und Heinrich Horr III. wurde für kurze Zeit von der Militärsregierung als Bürgermeister eingesetzt, bis ihn der damalige Beigeordnete Heinrich Schäfer XII. im Jahre 1947 ablöste. 1948 wurde der Land- und Gastwirt Heinrich Schmidt zum Bürgermeister gewählt. Von 1952 bis 1963 wurde in Burkhards die Flurbereinigung unter der Leitung des Landwirts Heinrich Blößer durchgeführt. Durch eine großzügige Zusammenlegung der kleinen, bisher bewirtschafteten Parzellen, entstanden Flächen von mehreren Hektar, die nun viel rationeller bearbeitet werden konnten. Hierdurch wurde der Einsatz neuzeitlicher Maschinen ermöglicht, die viele mühevolle Handarbeit ersparte. Doch Fortschritt und Technik brachten auch mit sich, dass viele ihren landwirtschaftlichen Betrieb, sei es Haupt- oder Nebenberuflich aufgaben, um ihren Lebensunterhalt in der Industrie oder anderen Berufszweigen zu verdienen. Waren es nach den beiden Weltkriegen 1949 noch 7 landwirtschaftliche Betriebe in Burkhards, so reduzierten sie sich bis 1971 auf 57 Betriebe (19 Hauptund 38 Nebenberuflich). Heute gibt es noch 14 landwirtschaftliche Betriebe (davon nur noch 2 Hauptberuflich). Oft erzählt man sich von "Der guten alten Zeit", und wie früher doch alles besser und schöner gewesen sei. Doch das trifft nicht immer überall zu, im Gegenteil, es gab in früheren Jahren manche Notzeiten, die wir uns nicht zurückwünschen möchten. Auch müssen wir dankbar sein, dass wir seit 1945 in Frieden und Freiheit leben dürfen, dass nach 40 Jahren die grausame Grenze mitten durch Deutschland von der Entwicklung hinweggefegt wurde. Der Lebensstandart, den wir als "selbstverständlich" einstufen, ist für viele Bewohner unserer Erde das Ziel aller Träume. Für ein intaktes Gemeinschaftsleben einer kleinen Landgemeinde wie Burkhards, gibt es nur eine einzige Gefahr, die der inneren Zwietracht und der Uneinigkeit.